Sonntag, 26. April 2009

Die Mitte der Welt

Wenn er aus seinen Büchern vorliest, dann ist es mucksmäuschenstill. Er weiß zu fesseln und zu begeistern, kann mit seiner Stimme umgehen und die Zuhörer für sich gewinnen. Gerne sorgt er für tosendes Gelächter, indem er einen lustigen Spruch macht oder wenn er über eine besonders witzige Stelle in seinem Buch stolpert. Seine Kinder- und Jugendbücher verkaufen sich in großen Mengen, für "Die Mitte der Welt" wurde er mit zahlreichen Preisen überhäuft, sein Name steht für intelligente aber unterhaltsame Literatur: Andreas Steinhöfel war am Mittwoch in der Uni Würzburg zu Gast und las aus seinen beiden Büchern, die sich um die Berliner Jungs Rico und Oskar drehen. Rico ist tiefbegabt und daher ein wenig langsam und schwer von Begriff, geht auf eine Sonderschule und seine Mutter arbeitet als Prostituierte. Rico beobachtet seine Umwelt ganz genau und dokumentiert alles in seinen Einträgen auf dem Computer. Er ist auch der Erzähler der Geschichte. Oskar hingegen ist hochbegabt, hat dafür aber gewaltig einen an der Klatsche. Aus Angst, sich überall zu verletzen, trägt er aus diesem Grund immer einen überdimensional großen Motorradhelm. Was die beiden für verrückte Abenteuer erleben, schildert Andreas Steinhöfel in seiner typisch frechen und ausgeflippten Schreibe. Ergänzend plauderte der Autor noch aus dem Nähkästchen, weswegen wir einige interessante Dinge aus dem Verlags- und Agentenalltag erfuhren. Kinder- und Jugendbuchliteratur wird zum einen zwar noch immer belächelt und ist längst nicht so hoch angesehen wie beispielsweise in England oder in Frankreich, bleibt jedoch auch in Deutschland noch immer eine gute Gelegenheit für rücksichtslose Geldmacherei. Dass dabei Qualität oder Eigenwillen des Autors manchmal zurückstecken müssen, ist keine Seltenheit und so entwickeln sich so manche Charaktere in Büchern nicht so, wie es der Autor gerne geplant hätte, sondern wie es der Verlag wünscht. Andreas Steinhöfel lässt solche Sachen nicht mit sich machen, sondern zieht sich bei solchen Angeboten sofort aus der Affäre. Doch manchmal wird auch ziemlich rücksichtslos mit einem umgegangen, wie er selbst erfahren musste, denn bei der Verfilmung seines Buches "Es ist ein Elch entsprungen" kippten die Produzenten kurzerhand sein Skript und drehten ihr eigenes - böses Erwachen für Steinhöfel an der Premiere. Das Werk soll übrigens bald neu verfilmt werden und dieses Mal ganz im Sinne des Buches und des Autoren. Am Ende gab es Signierstunde und ich habe mir es natürlich nicht nehmen lassen, mein mitgebrachtes Exemplar von "Die Mitte der Welt" signieren zu lassen.

Aktuelle Lektüre: Georg Büchner: "Leonce und Lena"

Mittwoch, 22. April 2009

Frischer Wind am Mainfrankentheater

Wer in diesen Tagen das tolle Studentenangebot des Mainfrankentheaters nutzen möchte, bei dem es für einige Zeit lang an der Abendkassen Restkarten umsonst zu erstehen gibt, sollte es unbedingt nutzen, um sich eine der beiden wirklich gelungenen Produktionen anzusehen, die dort derzeit gespielt werden.

Vor allem "Der Parasit" von Friedrich von Schiller lohnt sich ungemein. Das liegt zum einen nicht nur daran, dass dieses Stück ein ohnehin eher unbekanntes Drama des berühmten Dichters ist, sondern weil die stimmige, flotte und sehr gelungene Inszenierung von Schauspieldirektor Bernhard Stengele ein sehr guter Beweis ist, dass das Theater durchaus nicht nur zu unterhalten vermag, sondern auch in seiner Funktion als "moralische Anstalt" auch noch in der heutigen Zeit aktuelle und regionale Probleme aufgreifen kann. Dass das auch ohne eine krampfhaft auf modern getrimmte und mit billigem Sexismus bestückte Produktion gehen kann, beweist Stengele mit besagtem Stück. Und trotzdem geht noch die Post ab und das Publikum hat seinen Spaß. Schillers Stück um einen schleimigen Nutznießer namens Selicour, der sich durch sein intrigantes und egoistisches Verhalten nach ganz oben arbeitet, um von dort dank einer Intrige seiner Feinde wieder nach unten gestürzt zu werden, wurde kräftig entstaubt und erhielt einen neuen Anstrich. Aufhänger für die Inszenierung ist Würzburgs neuer Werbeslogan, der für einige Diskussionen sorgte: "Provinz mit Weltniveau". Und so hat auch der Minister Narbonne eine leichte Ähnlichkeit mit dem Wahlplakatsfoto von Herrn Rosenthal und Selicour erinnert an Wirtschaftsminister Guttenberg. Billig und platt, mag man jetzt denken, aber es passt. Umso mehr passt es auch, dass Narbonnes Tochter Charlotta endlich einmal keine sittsame und fügsame, allzu blasse Frauengestalt ist, sondern laut und aufmüpfig. Während der Dichter Karl um ihr Herz kämpft und ein schönes Liebesgedicht verfasst, duckmäusert sein Vater Firmin lieber, um keine Umstände zu machen. Währenddessen schmiedet der entlassene La Roche einen Plan, um Selicour endlich als Parasiten zu entlarven. Ein am Keyboard gesungenes Schillergedicht, Anspielungen auf Würzburg und Umgebung sowie auf aktuelles Zeitgeschehen machen Schillers Stück zu einem rasanten, pfiffigen, frechen und trotzdem sehr gut durchdachten Erlebnis, bei dem das Publikum (sogar die graue Front) seine sichtlichen Spaß hatte. Und spätestens wenn die Figuren am Ende aus ihrer Rolle fallen und Schillers Ende hinterfragen, um danach ihre eigenen Versionen durchzuspielen, macht die Kurve noch einmal eine Bewegung nach oben. Anschauen lohnt sich, nicht nur Kai Christian-Moritz als Parasit, sondern auch der Rest des Ensembles begeistert und fesselt. Sehenswert!

In der Kammer hüpfen derweil Christian Manuel Oliveira, Maria Vogt und Katharina Ries zusammen mit drei Schauspielern des Uniclubs in "Cabaret Tschetchnenien" über die Bühne. In einer Revue im Stil eines Cabarets aus den 20er Jahren wird ziemlich humorvoll, satirisch und schonungslos Tschetscheninen und seine Thematik behandelt. Von Selbstmordanschlägen, Bombenexplosionen und Geiselnehmern ist da die Rede, aber auch vom Öl, von der Krise, von der Armut und von den Lebensbedingungen dort. Eigentlich nichts zum Lachen, aber sehr zugespitzt auf die Bühne gebracht und gewisse kein gewöhnlicher Geplänkelabend.

Aktuelle Lektüre: Richard David Precht: "Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?"

Maikäfer flieg!

Sie sind wieder da. Und dieses Mal ziemlich zahlreich. Endlich mal wieder! Und mit ihnen kommt das schöne Wetter. Herr Sumsemann und seine Freunde bevökern derzeit wieder die Bäume, den Boden und die Flora und Fauna rund um den Hubland-Campus und im Stadtpark. Die Wärme hat sie wohl aus ihren Löchern getrieben und jetzt schwirren sie schon munter durch die Gegend.


Herr Sumsemann hat mich gestern besucht und lag vor meiner Wohnungstür, leider ist das kleine Dummerchen mal wieder auf den Rücken gefallen und konnte sich nicht von alleine wieder aufrichten. Seine kleine Geige schien er auch unterwegs verloren zu haben, wenigstens hatte er noch alle Beinchen. Lag wohl daran, dass man den Mond nicht sehen konnte. Die kleinen braunen Kerle sind ja harmlos und krallen sich gerne am Finger fest und schwupps sind sie wieder auf dem Bauch gelandet. Nachdem er sich von seinem Schrecken erholt hat, hat er sich ein wenig aufgepumpt und ist dann in die Nacht davon geschwirrt. Die geflügelten Kerlchen haben ein sehr kurzes Leben - nach ihrem Schlüpfen aus der Erde bleiben ihnen 4 bis 7 Wochen, bevor sie schon wieder den Löffel abgeben. In dieser Zeit legen die Weibchen bis zu 100 Eier in die Erde, aus denen sich später die Egerlinge entwickeln. Ein Egerling braucht übrigens bis zu vier Jahre, bis aus ihm ein Maikäfer wird. Trotzdem gehören die Tierchen irgendwie zum Frühling dazu und wer in den nächsten Tagen einem begegnet, der mal wieder auf seinem Rücken gelandet ist, kann ihm ja kurz helfen, sich umzudrehen. Maikäfer flieg!

Aktuelle Lektüre: Richard David Precht: "Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?"

Mittwoch, 15. April 2009

Feuchte oder Feuchtigkeit?

Die deutsche Sprache ist stets voller Tücken und kleiner Streitfälle, über die man sich als Germanistikstudent besonders gerne den Kopf zerbricht. Wie sagt man also beispielsweise, wenn man mit einem Substantiv ausdrücken möchte, dass eine Windbrise auffällig feucht ist? Handelt es sich um auffällige Feuchte oder um auffällige Feuchtigkeit? Grübeln brachte nichts, auch Freunde konnten nicht weiterhelfen, aber Onkel Duden gab wieder einmal Aufschluss:

Feuchte: die, mhd. viuhte, (geh., Fachspr.): Feuchtigkeit, bes. der Luft.
Feuchtigkeit: die, mhd. viuhtecheit: 1. das Feuchtsein, die Feuchte, der Gehalt an Wasser[dampf]: die F. des Bodens, der Luft 2. leichte Nässe: etwas saugt F. auf, gibt F. ab.

Womit also geklärt wäre, dass wir uns für Feuchtigkeit entscheiden, denn das andere Wort wäre eher für den gehobenen Stil und für die Fachsprache wichtig. Außerdem legt das Kompositum Luftfeuchtigkeit noch unterstützend nahe, bei der es ja um Feuchtigkeit in der Luft geht, dass man eher die Feuchtigkeit wählen sollte. Damit hätten wir das wöchentliche Soll an Haarspalterei erfüllt und können beruhigt weiter an der Hausarbeit schreiben.

Aktuelle Lektüre: Richard David Precht: "Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele? Eine philosophische Reise."

Dienstag, 7. April 2009

Goodbye akw!

Das war es wohl erst einmal fürs Erste mit dem akw! Der letzte planmäßige Poetry Slam der Saison war gleichzeitig auch die letzte Veranstaltung in Würzburgs beliebten Kulturzentrum, der Insolvenzverwalter hatte sich für den folgenden Montag angekündigt. Die vom Abschied leicht getrübte Stimmung war an diesem Abend unschwer zu übersehen, wie sich auch in einigen Beiträgen der Slammer zeigte, ein gesungenes Abschiedslied an das akw! inklusive.
Der "Highlander"-Slam wird wohl aller Voraussicht nach in den Posthallen neben dem Bahnhof statt finden, ob sich im akw! noch einmal etwas tun wird, bleibt zu hoffen. Vielleicht bringt ja der Herbst gute Neuigkeiten...

Aktuelle Lektüre: Miranda July: "Zehn Wahrheiten"

In heimischen Gefilden

Nach über zwei Monaten Würzburgdaueraufenthalt war es mal wieder an der Zeit für einen Tapetenwechsel und aus diesem Grund ging es jetzt mal für eine Woche ins heimische Bad Mergentheim. Hier wird jetzt noch die letzte von vier Hausarbeiten zu Ende geschrieben, am Freitag geht es für eine Nacht nach Freiburg zu Bekannten und am Ostersonntag steht Familientreffen auf dem Plan.

Wer demnächst mal wieder ins Kino gehen möchte, sollte sich noch unbedingt "WATCHMEN" anschauen. Comicverfilmungen sorgten ja in den letzten Jahren immer wieder aufs Neue für Rekordbesuche und Gesprächsstoff, "WATCHMEN" schlägt da aber ein wenig aus dem Mainstream und geht ein wenig tiefer als andere Filme. Ohne zu viel verraten zu wollen, sei gesagt, dass es nicht nur um Helden geht, die durch einen Unfall (Spinnenbiss, Verstrahlung, Unfall...) besondere Kräfte entwickelten, sondern auch um besonders heikle Fragen - was wäre, wenn der Atomkrieg losgeht? Und wie viele Menschen darf man opfern, um die gesamte Menschheit zu retten? Darf man das überhaupt? Brauchen wir in unserer heutigen Zeit noch etwas, an das wir glauben können? Gelungene Effekte, tolle Schauspieler und eine rasante, oft brutale Handlung machen "WATCHMEN" zu einem ganz besonderen Erlebnis, ich fand ganz besonders die Musik bombastisch, vor allem die beiden zusammengemixten Songs aus dem Trailer: zum einen Muse mit "Take a bow", zum anderen die Smashing Pumpkins mit "The beginning is the end is the beginning."


Zum Thema Film brodelt übrigens die Gerüchteküche: vor 25 Jahren erlebte "Die unendliche Geschichte" den Release in den Kinos und später auf Video, auch heute noch ist der Verkauf der DVD ungebrochen. Wer fieberte nicht mit, als das Pferd von Atréju im Sumpf versank und wer hat nicht Felsenbeißer, den Nachtalp und den Kobold mit der Schnecke ins Herz geschlossen? Jetzt soll das Buch neu verfilmt werden - das wäre ein durchaus spannendes Projekt, denn dem Buch blieb man nur bis zum Ende des ersten Teils treu. Teil 2 mit Xayde und den Giganten war schon eine sehr sehr freie Inszenierung und die abgeschmackte Babelsberg-Filmstudios-Version mit dem Darsteller aus "Free Willy", in der eine Gruppe Rowdys das Buch entführt und zu ihren eigenen Zwecken missbrauchen will, ist wohl eher etwas für die Trash-Tonne.

Aktuelle Lektüre: Miranda July: "Zehn Wahrheiten"

Mittwoch, 1. April 2009

Lang ist's her...

Na das Wetter kann sich wirklich sehen lassen in den letzten Tagen, der eine hat mit Sicherheit auch Frühlingsgefühle im Bauch. Da ist mir ein lustiges Lied, sehr trashig, eingefallen, das damals auf unserer Unterstufenparty voll angesagt war. Vielleicht kennt es noch der eine oder andere...wir Fünft- & und Sechstklässler fanden es jedenfalls total cool und zum Abdancen ;)


DAS MODUL - FRÜHLINGSGEFÜHLE - MyVideo

Aktuelle Lektüre: Vikas Swarup: "Rupien! Rupien!"