Samstag, 29. Dezember 2018

Filmkritik: "Mary Poppins Rückkehr"

Dank der Traumfabrik Disney ist sie seit 1964 wohl das berühmteste Kindermädchen aller Zeiten, ihre Schattensilhouette mit Regenschirm, Hütchen Zaubertasche und den charakteristisch gespreizten Füßen hat Generationen von Kindern verzaubert und beim Großwerden begleitet. Mary Poppins verdanken wir die augenzwinkernd geäußerte, aber ernst zu nehmende Mahnung, das innere Kind nie zu vergessen oder zu negieren und sicherlich hat jeder, der den Film liebte, schon mal in einem unbeobachteten Moment versucht, durch Fingerschnippen das Zimmer aufzuräumen oder den gemeinen Lehrer durch einen Lachanfall an die Decke schweben zu lassen. Ein wenig Neid verspürte man wahrscheinlich auch gegenüber den Kindern Jane und Michael, denen das hohe Glück zuteil wurde, mit einer so coolen erwachsenen Freundin in Kreidebilder zu hüpfen, Trickfilmtiere zu treffen oder über die Dächern der nachtruhenden Stadt zu tanzen. Und hätte es Richard M. Sherman und Robert B. Sherman nicht gegeben, wären wir um ein paar Ohrwürmer ärmer, um nur exemplarisch "Chim Chim Cheree" und "Superkalifragilistikexpialigetisch" zu nennen. 

Quelle: filmstarts.de
Nun läuft, passend zur Weihnachtszeit, "Mary Poppins Rückkehr" in den Kinos an. Auch wenn die Trailer vorab überzeugten und neugierig machten, so stellt man sich doch die kritische Frage, ob dieser Film es schafft, mit einem Klassiker, der sich nun schon über 50 Jahre lang hält, Schritt zu halten oder ob das Sequel nur zu einem kommerziellen qualitativ schlechteren zweiten Teil gerät. Das Regieteam um Rob Marshall und Filmkomponisten Marc Shaiman und Scott Wittman sind wohl erkennbar selbst mit der ersten Mary Poppins groß geworden und auch die restliche Crew wie Ausstatter, Requisiteure, Beleuchter und Kostümbildner scheinen sich mit der Mitwirkung an diesem Film einen Kindheitstraum erfüllt zu haben, die zauberhafte Welt der Poppins wieder zum Leben zu erwecken. 

Wie der erste Teil basiert auch die Fortsetzung auf einem Roman von P.L. Travers. Jane und Michael, die Kinder aus dem ersten Teil, sind mittlerweile erwachsen geworden, Michael hat selbst Kinder, die aber keine unbeschwerte Kindheit wie einst ihr Vater und ihre Tante genießen können, denn vor einem Jahr verstarb die Mutter der drei und sie müssen im Haushalt entsprechend viel Verantwortung mittragen. Zusätzlich ist das schmucke Anwesen im Kirschbaumweg 17 von der Pfändung bedroht, weil Michael Banks Schulden hat. Als einziger Ausweg bleibt ein Anteilsschein seines Vaters, der aber bis zum Ende der Woche bei der Bank vorgelegt werden muss, sonst muss die Familie das Haus räumen. Wie gerufen taucht in diese Krisenstimmung Mary Poppins auf und nimmt die Kinder unter ihre Obhut. Doch auch das "Kind" Michael Banks findet dank ihr wieder zu seinem inneren Jungen zurück...

Die bunte Wundertüte, in die uns Mary Poppins entführt, läuft wieder über vor knalligen, poppigen und verrückten Ideen, aber erfreulicherweise stets ohne den ersten Teil nur zu kopieren. Das ungeliebte Baden gerät zu einem verrückten Ausflug ins Meer, direkt durch eine schier bodenlose Badewanne, in der Keramikschale der verstorbenen Mutter warten Trickfilmtiere und ein waghalsiges Kutschenrennen und die berühmten Schornsteinfeger werden durch die tanzenden Laternenanzünder anzitiert - man bekommt sofort Lust, durch ein nebliges nächtliches London zu tanzen. Emily Blunt verleiht der Mary Poppins eine liebevolle, eigene und charmante Note, es hätte ja auch zu plump gewirkt, Julie Andrews nachmachen zu wollen. Die Musik greift die Stimmung des Klassikers gekonnt auf und setzt neue Akzente, es gibt zudem ein Wiedersehen mit Dick van Dyke in einer Gastrolle, Meryl Streep hat einen Auftritt, dem sie sich mit sichtlich kindlicher Begeisterung hingibt und auch im zweiten Teil wird geflogen, an die Decke gegangen, gesteppt, das Treppengeländer hochgerutscht, der Admiral knallt wieder Kanonenkugeln vom Dach und vieles mehr. Disney wird mit diesem Film wieder seinem unvergesslichen und einzigartigen magischen Zauber gerecht und mahnt uns, die eigenen Spinnereien und Kindereien nicht völlig aufzugeben - Walt hätte dies sicher unterschrieben. Erfreulicherweise klappt auch die Verbindung moderner Spezialeffekte mit klassischen Trickfilmfiguren oder wunderbar choreografierten Tanzszenen. Und gesungen wird auch eine Menge, aber das ist eben typisch Mary Poppins und typisch Disney. Eine Reise in eine altbekannte Wunderwelt, der man sich nur zu gerne hingibt und am Ende mit einem flauen Gefühl im Magen feststellen muss, dass es Zeit ist, sich von Mary Poppins wieder verabschieden zu müssen, wenn der Wind sich gedreht hat.

Aktuelle Lektüre: Giancarlo de Cataldo & Carlo Bonini: "Suburra"

Zuletzt gesehene Serie: "Better call Saul" (Netflix)

Samstag, 27. Januar 2018

Molières "Tartuffe" im Residenztheater München

"Und Tartuffe?" - "Der Gute!". Erfüllt von Bewunderung fällt dem Hausherren Orgon (wie immer ungemein authentisch: Oliver Nägele) nach seiner Heimkehr vorerst nichts anderes ein, was er sagen könnte. Schließlich hat er an Tartuffe (Philip Dechamps) einen Narren gefressen und hält ihn für eine ausgezeichnete Partie für seine Tochter Mariane (Förderpreis 2017-Preisträgerin Nora Buzalka), auch wenn die ihr Herz an Valère (Gunther Eckes) verloren hat, sich aber letztendlich dem Willen des Patriarchen zu beugen hat. Was Orgon jedoch nicht ahnt: Tartuffe, einst als Taugenichts von der Straße geholt, hat sich längst zum heimlichen Chef des Hauses aufgeschwungen und sich auch Orgons Ehefrau Elmire (Sophie von Kessel) genähert. Für Mariane und ihre schlaue Zofe Doriane (mit herrlich trockenem Humor: Charlotte Schwab) steht fest: Tartuffe muss weg! Man versucht sich in einer Intrige, um Orgon die Augen zu öffnen...

"Hier ist ein Ort, an dem wir ungestört reden können", sagt eine der Figuren einmal im Verlauf des Stücks, hat damit aber keineswegs Recht. Das dunkle und holzgetäfelte Bühnenbild zeigt einen Hausflur, in dem sich vier Treppenaufgänge aus verschiedenen Richtungen begegnen, weswegen die Gespräche sprichtwörtlich "auf der Schwelle" stattfinden. Witziges Detail: die Auf- und Abgänge erfolgen völlig planlos, wer die Szenerie rechts oben verlassen hat, kommt auf einmal wieder von links unten hinauf oder umgekehrt. Tartuffe hat irgendwie alle kopflos gemacht. Die schlichten, in Schnitt und Form in die höfische Welt entrückten, gedeckt gehaltenen Kostüme entfremden gelungen und zitieren gleichzeitig behutsam historische Anklänge an die Zeit des Sonnenkönigs (einige Männer tragen Korsett) oder an die 20er, passend, da doch auch eine Ära des Niedergangs. Dass bei Molière, in Anlehnung an die ihn damals inspirierende die Commedia dell'arte, die scheinbar dummen Bediensteten eigentlich zuerst das Spiel durchschauen und eine bedeutende Rolle bei der Einfädelung der List spielen, hat Regisseurin Mateja Koležnik deutlich herausgearbeitet, ebenso wie die typischen Versteckspiele (in der Kulisse lassen sich mehrere Türen öffnen) und das gegenseitige Belauschen oder die Angst vor dem Belauschtwerden. Dass der Wortwitz von Molière und seine im Stück angelegten menschlichen Makel auch heute noch funktionieren, zeigt diese herrlich kurzweilige und amüsante Inszenierung des Residenztheaters München, was auch das ausverkaufte Haus am letzten Mittwoch bewies. Mag sich damals das höfische Publikum bereits vor Tartuffes wahrem Gesicht erschrocken haben, so lässt er auch im Resi irgendwann seine Maske fallen. Orgon, bei seinem ersten Auftritt nur vier Worte wiederholend wählend, ist am Ende sprachlos und stumm, nicht zuletzt, weil ihn der Schlag getroffen hat. 

Aktuelle Lektüre: Rüdiger Safranski: "Romantik. Eine deutsche Affäre". 

Zuletzt gesehene Serie: "Life in pieces" (amazon prime)

Freitag, 26. Januar 2018

Es geht weiter. Ein Vorsatz.

Es gibt sicher bessere Orte als einen leicht versifften, overcrowded Irish Pub unter Münchens Gehwegen. Aber jetzt oder nie, pflegt man zu sagen und auch wenn Plattformen wie Instagram oder Snapchat mittlerweile die Onlinewelt beherrschen, zählen einerseits Wille, andererseits nostalgische Erinnerungen an das Jahr 2011 (Wahnsinn, der letzte Post ist 7 Jahre alt!!) zur Entscheidung, den Stolpersteinen wieder Leben einzuhauchen. Nur so viel in Kürze, mehr Updates folgen schrittweise:
1. Ich habe mittlerweile Würzburg den Rücken gekehrt. Jetzt lebe und arbeite ich in München.
2. Ich bin schon 31. Hust.
3. Ich halte gerade ein Guinness in der Hand, das ich mit einem guten Freund und Kollegen genieße.

Zitat des Abends: "Lovely day for a Guinness" (danke Wimmjoe)

Aktuelle Lektüre : (um Traditionen aufrecht zu erhalten) : Rüdiger Safranski: "Romantik. Eine deutsche Affäre."

Zuletzt gesehene Serie: "Life in Pieces" (Man muss ja mit der Zeit gehen)

Samstag, 26. November 2011

Goot für die Ohren


Strahlemann und Brillenträger Alex Goot ist ein weiteres Schmankerl für Musikfreunde, die sich gerne Coverversionen auf youtube anhören mögen. Der aus Amerika stammende Künstler spielt nicht nur Percussion, Klavier und andere Instrumente selbst ein, sondern hat neben Neuinterpretationen namhafter Künstler wie Bruno Mars, Lady Gaga oder Oasis auch einen eigenen Song namens "Breathless" geschrieben. Auch wenn es noch nicht einmal einen wikipedia-Eintrag über den guten Mann gibt und sich die Homepage von Alex auch über biografische Infos bedeckt hält, sprechen die zahlreichen Tourdaten in den Staaten doch schon für sich. Reinhören lohnt sich auf jeden Fall.

Sehr gelungen ist zum Beispiel die Verison von Michael Jacksons P.Y.T:



"Hey Soul Sister" ist cool zusammengeschnitten - aber auch ein sympathischer Beweis, dass Mr. Goot auch stimmlich Grenzen hat, was die Höhe betrifft.



Und zu guter Letzt gibt "Sensivity" auf groovige Art gute Laune für den Tag...



Aktuelle Lektüre: Michael Kobr / Volker Klüpfel: "Rauhnacht. Kluftingers fünfter Fall."

Montag, 30. Mai 2011

Angry Birds


Angry Birds macht süchtig, definitiv, und hat sich wohl deswegen auch seit geraumer Zeit zum Kultspiel gemausert. Mit gezielten Mausklicks und dem Einschätzen von Distanzen gilt es, per Steinschleuder wütende Vögel, die teilweise mit Spezialkräften ausgestattet sind, in die kompliziert konstruierten Festungen der Schweine zu schleudern, um diesen den Garaus zu machen. Letztere haben nämlich, bös und schweinisch wie sie sind, den armen Vögeln die Eier gestohlen und dabei aber wohl die Rechnung ohne die Rachsucht des Federviehs gemacht. Dies nimmt derzeit entsprechend freudige Gamer in Anspruch, wie es schon zu ihrer Zeit Sven Bomwollen und die Moorhühner taten.

Auch die nervige Titelmelodie des Spiels geht (leider) ins Ohr. Dem haben sich jetzt auch die beiden Indie-Musiker Jack Conte und Natalie Dawn Knutsen angenommen, die besser unter dem Namen Pomplamoose bekannt sind und schon zahlreiche Hits über das Internet verkauft haben. Die beiden haben, was Instrumente angeht, jeweils ordentlich etwas auf dem Kasten und schneiden in ihren Coverversionen berühmter Popsongs die von ihnen eingespielten Instrumente zusammen. Doch auch ein Vorbeiklicken auf den Solochannels von Natalie Dawn und Jack Conte lohnt sich (letzterer coverte auch sehr gelungen den Mario Bros Theme Song), denn die beiden legen nicht nur Wert auf ein neues Klangerlebnis sondern haben auch abgedrehte Videos zu bieten. Mehr davon! Zum Neugierigmachen gibt es als Appetithappen hier auf jeden Fall schon mal die Version von Angry Birds. Attacke!!!



Aktuelle Lektüre: Theodor Fontane: "Der Stechlin"

Sonntag, 29. Mai 2011

Berliner Theatertreffen 2011

Schon ist es wieder vorbei, das diesjährige Theatertreffen, das vom 06. bis zum 23. Mai 2011 in Berlin stattfand und mit einigen Überraschungen aufwarten konnte. Dazu zählt beispielsweise, dass nicht nur große und namhafte Produktionen / Bühnen eingeladen wurden, sondern unter anderem auch die Perfomancegruppe She She Pop oder die kleine Ballhaus-Bühne aus Berlin.

Dass das Kölner Schauspiel gleich mit zwei Produktionen unter der Leitung von Erfolgsregisseurin und Intendantin Karin Beier vertreten war, dürfte wohl nicht allzusehr verwundern. Elfriede Jelinek höchstpersönlich arbeitete mit ihr zusammen, um die Inszenierung von "Das Werk / Im Bus / Ein Sturz" auf die Bühne zu bringen, in der das Element Wasser eine ganz entscheidende Rolle spielt - von den Schauspielern aus Flaschen getrunken und ausgespuckt, stürzt es letztendlich in großen Kaskaden von oben herunter und flutet die Bühne - Anspielungen auf den Einsturz des Kölner Stadtarchivs und die Hybris des Menschen gegenüber der Natur sind da keinesfalls unbeabsichtigt. Dreieinhalb Stunden dauert das Spektakel, in der die Kölner Lokalpolitik so einiges einstecken muss und das Ensemble sprichwörtlich baden geht.


Besonders von sich reden machte auch "Verrücktes Blut". In diesem Stück zwingt eine Deutschlehrerin eine widerspenstige Klasse aus pubertierenden Arabern und Türken mit einer Pistole in der Hand dazu, Schillers "Räuber" aufzuführen, selbst wenn man dazu einem der Schüler in die Hand schießen muss. Dass es dabei mehr als um den Clash verschiedener Kulturen geht, ist klar - sind doch Themen wie Integration und die muslimische Welt brandaktuell. Doch soll man eigentlich noch von Integration sprechen, wenn die Generation der Einwanderer und Gastarbeiter bereits in Deutschland geboren und aufgewachsen ist? Wo stehen diese Jugendlichen? Geht es nicht viel mehr um Grenzverschiebungen, um Akzeptanz und Umdenken?

Auch die Perfomancegruppe She She Pop widmete sich einem sehr aktuellen Thema, nämlich dem Altwerden, dem Altsein, dem Miteinander der Generationen. Aus diesem Grund wurden die betagten Väter der Schauspieler zum Teil des Bühnengeschehens und erreichten somit eine ganz besondere Realität, die auch die an Shakespeares "King Lear" angelehnte Rahmenhandlung nicht mehr verbergen kann. Offenbarung und Selbstdarstellung sind da greifbare Begriffe, die Grenzen zwischen aufgesetzter Rolle und realer Persönlichkeit sind fließend.

Posthum wurde Christoph Schlingensief nochmals Thema. Sein Projekt "Via Intolleranza II" zeigt, was sein Projekt in Burkina Faso alles angestoßen hat - die Idee, ein Dorf zu errichten, in dem es um Kultur und Bildung geht, ist noch nicht gestorben, die Bauarbeiten gehen weiter, bald soll die Schule eröffnet werden.

Wieder einmal zeigt das Theatertreffen, wie hochaktuell, wie brisant, wie real Theater sein kann und wie wichtig es ist, aktuelles Geschehen auch auf die Bühne zu holen. Daran könnten sich andere Schauspielhäuser durchaus ein Beispiel nehmen. Vielleicht füllen sich dann auch wieder die Reihen...

Aktuelle Lektüre: Theodor Fontane: "Der Stechlin"

Quelle der Bilder: Homepage Theatertreffen

Samstag, 25. Dezember 2010

"Die lustigen Weiber von Windsor" in der Werkstattbühne Würzburg


Sir John Falstaff hat nicht mehr viel zu lachen, seid die beiden Damen Ford und Page sein billiges Spiel durchschaut haben – beide erhielten von ihm vollkommen identische Liebesbriefe und beschließen nun, sich an Falstaff zu rächen. Zur Seite stehen ihnen dabei die gewitzte Wirtin aus Falstaffs Lieblingsschänke und ein beflissenes Dienstmädchen, das aus dem ganzen Trubel auch noch eigenen Profit zu ziehen weiß.


Doch damit nicht genug, es gibt noch einen weiteren Handlungsstrang: die kleine Anne Page sieht sich vor drei verschiedene Liebhaber gestellt, die sie umwerben und ihre Meinung stimmt auch leider nicht mit der ihrer Eltern überein. Kann sie letztendlich den mittellosen Fenton als Ehemann gewinnen?


Die Motive sind keine neuen typisch Shakespeare eben: Liebe, List, Eifersucht, Geliebtseinwollen, Schadenfreude…und wie so oft durchschauen die einfachen Diener und das Gesindel das Spiel zuerst, Liebespaare, die zusammen gehören, finden sich natürlich auch und die Männer bleiben letztendlich die Gehörnten, an der Nase herumgeführt von ihren pfiffigen Gattinnen. Wieso dann überhaupt noch anschauen?


Eben weil es so viel Spaß macht, bei diesem Reigen zuzusehen und weil das stimmige Ensemble der Werkstattbühne einhellig die Spielfreude in den Publikumsraum hinüberwandern lässt. Das „Weiberduo“ Dagmar Schmauß und Ulla Seebode spielt sich wunderbar die Bälle zu und ihr Gelächter scheint mehr als nur gespielt zu sein, wenn sie wieder einmal Wolfgang Stenglin als Falstaff, ausgestattet mit hübscher Perücke und stets vergeblich bemüht, sich aus dem Schlamassel zu retten, in die Irre führen. Doch auch die Nebenfiguren brillieren, wie etwa Christof Stein als Simpel, Tobias Illing als herrlich affektierter französischer Doktor oder Stephan Ladnar, der dem walisischen Pfarrer überzeugend Leben einhaucht. Auch Maria Papadimitrou in der Rolle des Dienstmädchens oder Cornelia Wagner als hübsch burlesk gekleidete Wirtin verleihen dem Schabernack ein sympathisches Gesicht.


Der Truppe ist ein buntes Verwirrspiel gelungen, in dem sich alle miteinander verstricken, mitmischen, profitieren oder leer ausgehen und am Ende löst sich doch alles zum Guten. Shakespeare funktioniert auch dieses Mal – sogar in einem kleinen engen Keller mit bescheidenem Bühnenbild und wenig Requisiten. Die sind auch gar nicht nötig, denn die Figuren nehmen sich den Platz, der noch da ist und das mit vollem Recht.

Das Stück läuft noch bis zum 22. Januar immer Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag. Danach ist die „Offene Zweierbeziehung“ von Dario Fo zu sehen.


Aktuelle Lektüre: Reif Larsen: "Die Karte meiner Träume"


Samstag, 27. November 2010

Plastikgetrommel

Blauköpfige Typen, die auf PVC-Rohren herumtrommeln und dabei viel Farbe herumspritzen, sind nichts neues mehr, seit die "Blue Man Group" auch Berlin und Oberhausen erobert hat. Doch der Nachwuchs lässt nicht lange auf sich warten. So gewann der 17jährige Kent Jenkins sehr viel Aufmerksamkeit bei der diesjährigen Staffel der Castingshow "America's Got Talent", und das zu Recht. Aber seht selbst.



Aktuelle Lektüre: Jonathan Littell: "Die Wohlgesinnten"

Sonntag, 7. November 2010

The Ballad of Mary & Ernie


"The Ballad of Mary & Ernie" ist eine ziemlich witzige und schräge Webserie, die bisher in fünf Episoden zu sehen ist. Wilder Westen ist Hauptthema und paart sich mit verrückten Ideen wie Killerschafen oder gemeingefährlichen Spinnen. Besonders witzig: Marshall Ernie ist sprichwörtlich "The Biggest Man in Town" und sorgt in der kleinen Spielzeugstadt irgendwo in der wilden Wüste für Recht und Ordnung. Bis er eines Tages die Bekanntschaft mit Mary macht...

Die Serie wurde schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und war unter anderem in der Auswahl des "Beverly Hills Film & New Media Festival 2010" sowie beim "Independent Television Festival". Auch die Homepage bietet einige Specials: nicht nur die Episoden können hier angesehen werden, sondern es gibt auch Interviews mit sämtlichen Darstellern (inklusive der Spielzeugpuppen, Schafe und Pferde), Fotos und Beschreibungen der Charaktere und weitere gut gemachte Credits.

Aktuelle Lektüre: Jonathan Littell: "Die Wohlgesinnten"

Freitag, 5. November 2010

Mysterious Mickey

Wer kennt sie nicht, die Stars aus den Lustigen Taschenbüchern, den Mickey-Mouse-Heftchen und den zahlreichen coolen Zeichentrickserien, die immer früher im Disney-Club liefen, bevor sie von der schrecklichen Tigerente und Bewegungslegastheniker Günter Kastenfrosch abgelöst wurden: "Duck Tales", "Käpt'n Balu", oder "Darkwing Duck" kennt wohl jeder oder einfach die wenige Minuten dauernden Cartoons mit Goofy, Mickey und Co. Doch wie neulich bei einem typischen spätabendlichen Tischgespräch fest gestellt, gibt uns Disney auch zahlreiche Rätsel auf, die nach einer Antwort verlangen:
  • warum läuft Donald Duck ohne Hose herum und hat damit auch kein Problem, ist beim Duschen aber stets darauf bedacht, sich ein Handtuch umzuschlingen?
  • wenn Goofy wirklich ein Hund ist und Clara eine Kuh, dann wäre das ein sehr seltsames Paar. Außerdem ist Goofy genauso groß wie Clara..
  • wenn Goofy auch wirklich ein Hund ist, warum kann er dann sprechen, Pluto aber nicht?
  • warum gibt es in Entenhausen auch Menschen, die noch dazu genauso groß sind, wie alle anderen?
  • was für Tiere stellen die Panzerknacker dar?
  • wieso wird keiner misstrauisch, weil Tick, Trick und Track mit einem Onkel zusammen wohnen, der gerne Matrosenanzüge und keine Hose trägt?
  • wieso können Tick, Trick und Track sowie Donald, Dagobert & Co. theoretisch ertrinken, wo Enten doch alleine aufgrund ihrer Fettschicht schwimmen können müssten?
  • wie passt Daisy Duck mit ihren Flossen in die rosafarbenen Stöckelschuhe?
Ob sich die Liste wohl noch fortführen lässt?

Aktuelle Lektüre: Jonathan Littell: "Die Wohlgesinnten"

Donnerstag, 4. November 2010

Tolle Presse

Was einem nicht so alles auffällt, wenn man sich durch die Seiten diverser Magazine klickt...so kann die Meldung eines Triebwerkausfalls und einer damit verbundenen Notlandung einer großen Passagiermaschine ganz ungeahnte katastrophale und reißerische Ausmaße annehmen. Hier die Meldung von der Homepage des Spiegel...

Und im Vergleich dazu die Aufmachung über den gleichen Vorfall auf der Seite unserer heiß geliebten Bild. Wenn Phillip Lahm sie aber liest, müssen die definitiv recht haben.


So viel zum Thema "Bild dir deine Meinung"...

Aktuelle Lektüre: Jonathan Littell: "Die Wohlgesinnten"

Mittwoch, 3. November 2010

Weltmännertag!

Heute ist Weltmännertag! Gewusst? Wahrscheinlich nicht...Und wem haben wir es zu verdanken? Kein geringerer als Michail Gorbatschow ist Schirmherr dieses Tages, den es seit dem Jahr 2000 gibt. Schwerpunkte sollen vor allem die Bewusstwerdung der Gesundheit sein (Männer leben im Schnitt sieben Jahre weniger als Frauen, das wird wohl auch der Grund sein, warum es heute nirgends Freibier gibt...). Weitere Themen sind Zukunftsplanung und Bundeswehr.
NIVEA hat vor einigen Jahren einmal eine schöne Postkarte herausgebracht, sie trägt den Titel "10 Gründe, warum es schön ist, ein Mann zu sein":
  • Telefongespräche sind innerhalb von 30 Sekunden beendet.
  • Beim Zappen bleibst du nicht hängen, wenn jemand weint.
  • Für einen 5-Tage Urlaub reicht ein Handgepäck.
  • Du kannst alle Marmeladengläser selbst öffnen.
  • Keiner unterbricht seinen guten schmutzigen Witz, wenn du den Raum betrittst.
  • KfZ-Mechaniker erzählen dir die Wahrheit.
  • Dich interessiert nicht, ob jemand merkt, dass du beim Friseur warst.
  • Drei Paar Schuhe sind mehr als genug.
  • Wenn jemand vergisst, dich einzuladen, ist er nach wie vor dein Freund.
  • Graues Haar und Falten verstärken deinen Charakter.
Aktuelle Lektüre: Jonathan Littell: "Die Wohlgesinnten"

Dienstag, 2. November 2010

Tigakäfig

Elektro ist ja gerade wieder ziemlich angesagt. Was früher noch in den 70er Jahren von "Kraftwerk" geboten wurde, war neu und eigenartig, heute gibt es Nebengenres wie Electro Funk, Electro Pop oder Electro Rock. Bands wie La Roux, Karotte, Tiefschwarz oder Mr. Oizo sind vielen ein Begriff. Auch der DJ und Musikproduzent "Tiga" aus Montreal in Kanada ist ziemlich gut. Jeder kennt bestimmt seinen Hit "Sunglasses at Night", mit dem er einen Hit aus den 80ern neu vertonte, doch man sollte auch unbedingt einmal in seine anderen Songs hineinhören. Die gibt es unter anderem auf seiner myspace-Seite zu hören. Sehr gut ist auch die Nummer "Shoes" und kommt zusammen mit einem abgefahrenen Video.



Aktuelle Lektüre: Jonathan Littel: "Die Wohlgesinnten"

Montag, 1. November 2010

Ziemlich heilig...

Schön war es, einmal wieder ein langes Wochenende zu haben. Allerheiligen sei Dank. Doch wer weiß genau, was sich hinter diesem Feiertag verbirgt? Warum müssen wir nicht arbeiten, sondern können noch einen gemütlichen Tag einschieben. Und wieso erzählen uns einige Bekannte, dass sie an diesem Feiertag auf den Friedhof gehen und die Gräber ihrer verstorbenen Verwandten besuchen?


Allerheiligen hat jedenfalls keinen Bezug zu einem biblischen Ereignis wie etwa Ostern, Pfingsten oder Weihnachten. Vielmehr liegt Allerheiligen in der christlichen Tradition - weil es mit der Zeit zu aufwendig war, jedem Heiligen an seinem speziellen Tag zu huldigen, einigte man sich im Lauf des ersten Jahrhunderts auf einen Tag, an dem allen Heiligen die gleiche Ehre erwiesen werden sollte. Dieser Tag galt "der Jungfrau Maria und allen Märtyrern". Auf die Gräber geht man eigentlich erst an Allerseelen, das am Tag darauf, am 2. November statt findet. Durch Fürbitten und Gebet sollte an diesem Tag das Leiden der armen Seelen erleichtert werden. Damit verbunden war auch die Gräbersegnung. Mit der Zeit wurde dies aber auch am Allerheiligenfest durchgeführt.

Am 31. Oktober feiert man dahingegen Halloween in Amerika und anderen Ländern Europas. Das Wort "Halloween" kommt von der Bezeichnung "All Hallows Eve" und bezeichnet damit den Vorabend von Allerheiligen, was wieder Bezug zum heutigen Feiertag herstellt.

Wieder ein bisschen unnötiges Wissen, mit dem sich in der nächsten Woche klugscheißen lässt...freuen wir uns auf vier Tage bis zum nächsten Wochenende.

Aktuelle Lektüre: Jonathan Littel: "Die Wohlgesinnten"

Sonntag, 30. Mai 2010

"Von Mäusen und Menschen" im Mainfrankentheater

Mit "Früchte des Zorns" verschaffte er sich endgültig einen Namen und gewann 1940 den Pulitzer-Preis, in den 60er Jahren folgte der Nobelpreis für Literatur. Er zählt zu den größten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts. Die Rede ist von John Steinbeck. Basierend auf seiner Novelle "Von Mäusen und Menschen" wurde eine Bühnenfassung erarbeitet, die derzeit im Mainfrankentheater zu sehen ist. Eine tolle, sehenswerte und sehr gelungene Produktion kurz vor der Sommerpause, die man sich noch anschauen sollte.

Das Stück behandelt auf sehr kritsche Weise die Idee des "American Dream". Wie so viele träumen auch die beiden Wanderarbeiter George und Lennie davon, sich irgendwann einmal mit angespartem Geld auf einem eigenen Stück Land niederlassen zu können. Doch die Realität auf den Farmen und der harte Arbeitsalltag rücken diesen Traum in kaum erreichbare Ferne, zudem hat Lennie noch ein ganz anderes Problem: er ist geistig zurückgeblieben, dafür aber bärenstark, weiß aber nur leider nicht mit dieser Kraft umzugehen. So zerquetscht er ausversehen Mäuse, wenn er sie streicheln will, weil er alles mag, was samtig und weich ist und diese ausgeprägte Vorliebe sorgte auch dafür, dass er und George von der letzten Farm flüchten mussten, weil die Frau des Farmbesitzers dachte, Lennie wolle sie vergewaltigen - derweil wollte er nur ihr Kleid anfassen.
George und Lennie kommen an eine neue Farm, die unter Fuchtel des Juniorchefs Curley steht. Curleys Frau treibt sich ständig in der Baracke herum, sucht das Gespräch, braucht "einfach mal jemandem zum Reden", sie selbst bleibt allein in dieser Männerwelt. Auch ihr Haar ist sehr weich und Lennie interessiert sich bald für sie...
Eintönig und hart ist die Arbeitswelt auf der Farm. Auf Rumhängen folgt Arbeiten, gefolgt von Rumhängen. Puffbesuche am Wochenende, Kartenspielen sind die seltenen Höhepunkte. Diese Tristesse spiegelt sich auch im Bühnebild wieder - eine drehbare Scheune, schlicht, farblos, kahl und unfreundlich. Man muss viel ertragen und einstecken können, braucht eine dicke Haut und starke Ellenbogen. So jemand wie Lennie ist da Fehl am Platz. Wer schwach ist, oder anders, zum Beispiel auch aufgrund seiner Hautfarbe, wird zum Außenseiter und von den anderen gemieden. Gefühle oder Zuneigung sind fehl am Platz, das muss Maria Vogt als Frau des Chefs sich sehr bald eingestehen und Träume zu haben, ist ohnehin Zeitverschwendung. Das erkennt ausgerechnet der schwarze Außenseiter Crooks (toll: Issaka Zoungrana), der, getrennt von den anderen, im Stall übernachten muss, unter seinem Fenster den Misthaufen.


Klaus Müller-Beck mimt den tapsigen Lennie, der wie ein großes Kind wirkt, brilliant und sehr überzeugend - die Hände kneten stets den Saum des Hemds, unruhiges Hin- und Herwiegen, Finger in die Ohren, wenn es laut wird. Eine grandiose und sicherlich keineswegs einfache Leistung, die einen großen Teil des Stücks trägt. Auch Christian Manuel Oilveira gibt den zurückgebliebenen und verstümmelten Candy glaubwürdig, ohne jemals zu überziehen. Georg Zeies erträgt als George die Eigenarten Lennies auf eine ruppige, bisweilen cholerische, aber doch fürsorgliche Weise und nimmt den großen Tölpel auch in Schutz, wenn es sein muss.

Obwohl das Stück schon zahlreiche Jahre alt ist, hat Regisseur Christoph Diem der Produktion einen zeitlosen und aktuellen Charakter verliehen, der bewegt und beschäftigt, nicht zuletzt der Schluss des Stücks geht auch dank der Leistung der Schauspieler unter die Haut und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Sollte man nicht verpassen.

Aktuelle Lektüre: Friedrich Dürrenmatt: "Der Richter und sein Henker"

Quelle der Bilder: Homepage Mainfankentheater

"Verzeihung, Ihr Alten" im Mainfrankentheater


Ans Altwerden denkt eigentlich keiner gerne. Ans Sterben schon mal gar nicht. Doch für die Bewohner der Altenpension "Frydendal" sind diese Themen allgegenwärtig. Christian Lollike bringt mit seinem Stück "Verzeihung Ihr Alten, wo finde ich Zeit, Liebe und ansteckenden Irrsinn?" ein Thema auf die Theaterbühne, über das man sich lieber auszuschweigen pflegt. Doch was, wenn man selbst einmal vor der Wahl steht, was man mit pflegebürftigen Eltern oder Ehepartnern zu tun hat? Was denken die Alten eigentlich? Und wovon träumen sie?
Don Otto und Biermann jedenfalls erträumen sich beim heimlichen Zigarrenrauchen im Garten Reisen in ferne Länder, an Strände und unter Palmen und wollen schließlich einen Turm bauen, um über die Ländereien schauen zu können. Frau Frauke, die engagierte Leiterin des Heims, ist gleich Feuer und Flamme für dieses Projekt, denn sie erhofft sich, auf diese Art "Frydendal" einen Namen zu verschaffen. Währenddessen verliebt sich der Pfleger Valentin in die Kleptomanin Vera, während seine anderen beiden Kollegen die Heimsbewohner bestehlen und ihre Beute im Garten verstecken. Der ganze Trubel kann der Sängerin gar nichts anhaben, sie wankt stets mit ihrer Windel über die Bühne, herausgeputzt wie für einen Opernauftritt. Und trotz Demenz, Altersschwäche und Flüssignahrung, scheint die Freude am Leben noch nicht verloren gegangen zu sein.
Das Stück ist anders, keine Frage, erhielt aber von der "Mainpost" zu Unrecht eine schlechte Kritik. Klar, das Thema ist unangenehm, vielleicht auch weil es früher oder später jeden betrifft. Christian Lollikes Stück ist zwar sehr direkt, kann aber durch gezielt gesetzte Pointen und einen augenzwinkernden Blick auf die Sorgen, Nöte und Ängste des Altwerdens den Stoff ein wenig verdaulicher gestalten. Die Würzburger Inszenierung bleibt dem auch treu und selbst wenn laut Pflegern "da Kacke auf dem Boden" liegt oder die Sängerin ihre Windel hinter sich her schleift (laut Regieanweisung ist sie eigentlich vollgeschissen), kommen noch keine Ekelgefühle auf. Die Inszenierung von Deborah Epstein erhält zusätzlichen Charme durch die beiden kleinen Kinder, die die Regieanweisungen verlesen und bewusst die Barriere zwischen Schauspiel und den damit verbundenen Anweisungen durchbrechen. Auch die Schauspieler fallen manchmal kurz aus ihrer Rolle und wenden sich dem Publikum zu.

Maria Brendel gibt die sprichwörtliche Glucke, die sich um ihre Lieben kümmert und es sich nicht nehmen lässt, die Anwesenden gerne mehrmals zu begrüßen, sei es durch ständiges "Mahlzeit!" oder "Morgen!" und gibt sich die größte Mühe, es den Bewohnern von "Frydendal" so angenehm wie möglich zu machen. Georg Zeies als Biermann und Max de Nil als Don Otto sorgen für einige Lacher und erinnern manchmal an die beiden Muppet-Opas vom Opernbalkon, während Maria Vogt der alten Kleptomanin Vera auf liebevoll-komische Art Leben einhaucht. Anne Simmering schwebt als Opernsängerin in ihrer ganz eigenen Welt und gewinnt sehr bald die Gunst des Publikums. Ein sehr schön umgesetztes und gegenwartsdramatisches Stück, das mit seinem ganz eigenen Charme und seinem Tiefgang zu begeistern weiß.

Letztmals ist die Produktion am 05. Juni zu sehen.

Aktuelle Lektüre: Friedrich Dürrenmatt: "Der Richter und sein Henker"

Quelle der Bilder: Mainpost


Herr Pfeffer sorgt für Geschmack...


Ein kleiner aber feiner Laden hat vor einiger Zeit seine Türen in Würzburg geöffnet und freut sich jetzt auf zahlreiche neugierige Besucher. Wer am Vierröhrenbrunnen auf seine Freunde wartet, die sich dann doch noch um eine Viertelstunde verspäten, oder nicht weiß, wo er nette und ausgefallene Geschenk-, Deko- oder Bekleidungsideen finden kann, sollte dort unbedingt einmal vorbeischauen. Vor dem Wöhrl stehend wende man sich nach links, gehe rechts an der Bank vorbei in die kleine Gasse und folge dem kurvigen Verlauf, nach ein paar Schritten ist man schon da und kann in "Herr Pfeffer" ein bisschen stöbern.

Öfters einmal vorbeizuschauen, lohnt sich übrigens, denn das Sortiment wechselt regelmäßig. Jungen Designern soll mit dieser pfiffigen Geschäftsidee eine Plattform geboten werden, ihre Entwürfe zur Schau zu stellen und zu verkaufen. Nach spätestens 3 Monaten müssen sie ihre Sachen wieder mitnehmen und Platz für andere Nachwuchskünstler machen. Von Bandshirts über Kühlschrankmagneten, Stickern, Bildern, ausgefallenen Taschen und kleinen Bags, nettem Hingucker-Nippes, Schuhen oder einem Gürtel mit wechselbarer Schnalle gibt es kreatives, inspirierendes und individuelles Zeug zu erstehen - gleichzeitig unterstützt man damit junge Talente. Ein Klick auf die erfrischende und übersichtliche Homepage lohnt sich.

Öffnungszeiten:
Montags und Dienstags: 13 Uhr bis 19 Uhr, Donnerstag und Freitags: 11 Uhr bis 19 Uhr, Samstags: 11 Uhr bis 17 Uhr. Mittwoch ist Ruhetag.

Aktuelle Lektüre: Friedrich Dürrenmatt: "Der Richter und sein Henker"

Sonntag, 23. Mai 2010

Ein Segen für Kinderserien

Wie hilfreich ist doch das Internet, wenn man schon ewig nach etwas Bestimmtem sucht und wenn es die Clips dazu auch noch auf youtube gibt. Jedenfalls können alte Kinderserien damit wieder zum Leben erweckt werden - unbezahlbare, nie wieder ersetzbare Klassiker, die so manchen Nachmittag oder langweiligen Ferientag verkürzt haben.


Wer kennt beispielsweise noch die schöne Kinderserie "Der zauberhafte Psammead"? In dieser Serie entdeckten fünf Kinder einen kleinen Kobold, der sich im Sand einbuddeln konnte - den zauberhaften Psammead eben. Der war immer ziemlich griesgrämig, aber eigentlich ein liebenswerter Kerl und erfüllte den Kindern dank seiner Zauberkraft stets einen innigen Wunsch - wie etwa, wunderschön zu sein, fliegen zu können oder von allen geliebt zu werden. Dabei mussten die fünf Kinder aber oft lernen, dass diese Wünsche mit unangehmen Nebenwirkungen verbunden waren, was stets für mächtigen Trubel sorgte. Im englischen Original heißt die Serie "Five Children and it" und geht zurück auf ein bekanntes Kinderbuch. 2004 wurde dieses neu verfilmt, unter anderem mit Kenneth Branagh und Freddie Highmore, schwappte aber nicht zu uns herüber.


Oder wer kennt sie nicht, die sprechenden Zellen, die wandernden Blutkörperchen und die tolle Armada aus Abwehrkäften. In "Es war einmal...das Leben", einer Serie aus Frankreich wurde auf wunderbare bildhafte und kreative Weise erklärt, was so alles in unserem Körper vorgeht. Die Erkennungsmelodie von Gabie Loh kennt bestimmt noch jeder. Der bekannte Song wurde später übrigens in den 90er Jahren von der PunkRockband "The Wohlstandskinder" gecovert und mit einigen Gitarrentönen aufgepeppt. Die Serie wurde über den ganzen Erdball berühmt, mittlerweile kann man die Folgen auf youTube anschauen. Es gab übrigens noch mehr Reihen von "Es war einmal..." wie etwa "Es war einmal...der Mensch" oder "Es war einmal...Entdecker und Erfinder".

"Round the twist" oder auf Deutsch "Twist Total" war auch ziemlich cool. Diese Serie kam aus Australien und handelt von einem Familienvater, Tony Twist, der zusammen mit seinen drei Kindern in einen Leuchtturm zieht. Es gibt nicht nur Ärger mit den ansässigen und äußerst verstockten Dorfbewohnern, sondern die drei Geschwister entdecken sehr bald, dass es in der Gegend spukt und müssen sich mit Geistern, Vampiren oder Flüchen herumschlagen. Die Serie ist im UK-Import auf DVD erhältlich und es gibt auch ein paar dieser Folgen online.
Statt stupider Clips oder ewigem Facebook-Gesurfe lohnt also durchaus ein Blick in die alten Schätze aus der Kindheit...

Aktuelle Lektüre: Margeritue Duras: "Der Liebhaber"

Samstag, 22. Mai 2010

Ein Handygespräch als Musical


Die Theaterwelt blickt derzeit wieder nach Berlin, wo seit einigen Tagen das alljährliche Theatertreffen statt findet. Zahlreiche namhafte Regisseure und Produktionen wurden wieder in die Hauptstadt eingeladen, wie etwa Roland Schimmelpfennigs Stück "Der Goldene Drache" (zu sehen heute Abend auf 3sat) oder Elfriede Jelineks "Die Kontrakte des Kaufmanns" aus dem Burgtheater Wien. Gleich mit drei Stücken ist das Schauspiel Köln angereist, ebenso kreative Jungautoren, alte Hasen und natürlich viel Prominenz. Gegenwärtiges Thema auf den Bühnen ist natürlich die Wirtschaftskrise und es wird vielerorts gemunkelt, dass die Schauspielhäuser in dieser doch recht verfahrenen Situation wieder zu ihrer ursprünglichen Aufgabe als "moralische Anstalt" zurückfinden - Themen, die die Gesellschaft bewegen, aufgreifen, verarbeiten, kritisieren, anprangern. So ist es auch kaum verwunderlich, dass sich sehr viele der eingeladenen Produktionen mit diesem Thema auseinandersetzen. Wer die begehrten Preise bekommen wird, ist heute Abend ebenfalls auf 3sat zu sehen.

Doch auch internationale Gruppen und Produktionen bekommen Gelegenheit, sich auf der Plattform in Berlin zu präsentieren, eine davon ist das "Nature Theatre of Oklahoma". Diese Truppe verzichtet bewusst auf große Effekte, spannende erfundene Handlungen und fiktive Charaktere - das wahre Leben steht im Vordergrund und die Wirklichkeit soll auf die Bühne gebracht werden. So wunderte sich Kristin Worral, eine Freundin des Regisseurs Pavel Liska nicht schlecht, als sie von ihm einen Anruf auf ihr Handy erhielt und er sie bat "Erzähl mir dein Leben!". Das tat Kristin dann auch, blieb über 16 Stunden an der Strippe und berichtete ihre gesamte durchschnittsbürgerliche Biografie, Pavel zeichnete alles auf. Daraus entstand dann "Life and Times", die erste Folge "Episode 1" wurde auf dem Theatertreffen in Berlin gezeigt. Pavel Liska und seine Regiekollegin Kelly Copper transkribierten die gesamte Erzählung von Kristin Stück für Stück in sangbare Texte - die Authentizität wurde aber dabei gewahrt. Nichts wurde gekürzt, "ums" und "ehms" wurden beibehalten. In "Episode 1" wurden Kristins erste sechs Jahre erzählt, über drei Stunden dauert das. Von "realistischem Musiktheater" ist hier die Rede, mit den Klischees um die gängigen Broadwayshows wird bewusst aufgeräumt. "Episode 2" wird im Burgtheater Wien aufgeführt werden. Eine witzige Idee, über die sich sicherlich streiten lässt. Bewusst wird das Laienhafte, das durchschnittliche in den Vordergrund gerückt, in dem sich das Publikum wieder erkennen soll - Kristins Geschichte weist sicherlich zu jedem mindestens eine Parallele auf. Schon 2008 erhielt die Gruppe in Europa eine Auszeichnung und ist derzeit auf dem Weg nach oben - wir dürfen gespannt sein.

Aktuelle Lektüre: Frank Wedekind: "Lulu"

Sonntag, 16. Mai 2010

Espressiert


Eine neue und raffinierte Geschäftsidee zieht seit Beginn letzter Woche neugierige Blicke der Studenten auf sich. Die mobile Espressobar "Espressiert" versorgt ab jetzt zur späten Mittagszeit kaffeesüchtige Studenten direkt am Zebrastreifen gegenüber der Zentralen Universitätsbibliothek. Wer die Treppenstufen zur Philosophischen Fakultät I steigt oder den Bus an der Haltestelle verlässt, kann das kleine dreirädrige Gefährt kaum verfehlen. Italienischer Flair kommt auf jeden Fall auf, wenn man sich dort einen Espresso bestellt, denn die 1,50 € sind ihr Geld wirklich wert - auch wenn die Kaffeebohnen aus Hessen kommen. Aber das außergewöhnliche Mischungsverhältnis sorgt für einen wunderbaren Geschmack, es gibt natürlich auch noch Cappuccino, Kaffee, Latte Macchiato, kleine Snacks wie Brownies und Gebäck. Panoramablick auf Würzburg und die Festung inklusive.

Nicht nur, dass die koffeinhaltigen Heißgetränke mehr Aroma und Geschmack enthalten als die Automaten-Instantbrühen der diversen Cafeten, wer sich nach der Schließung der Cafeteria oder Mensa noch nach etwas sehnt oder vor allem sonntags gerne seine Pause außerhalb der Zentralbibliothek mit einem frischen Kaffee füllen möchte, ist hier genau richtig. Der freundliche Barbetreiber erzählt gerne etwas über seine Idee und zeigt auch die Technik, die in dem kleinen Vehikel steckt; so thront auf dem Beifahrersitz ein Waschbecken inklusive Wasseraufbereitungsanlage. Wer dort also bald vorbeikommt, sollte den Kaffee einmal testen...es lohnt sich.

Aktuelle Lektüre: Andreas Franz: "Der Jäger"